Rock the Boad. LONDON
 
Reisebericht London

Ich bin schon am Vortag in Bremen angereist. Am nächsten Morgen fuhr der Bus zum Bahnhof. Dort kam Gerds Freundin Mona dazu. Wir hatten bereits 2 gemeinsame Reisen zusammen, kennen uns schon länger.
Im Zug fanden wir gleich Plätze und es ging zügig nach Hamburg.

Erster Blick auf die MS HAMBURG

Noch ein paar Stationen mit der U-Bahn weiter zum Hafen. Es war nicht weit zu Fuß zum Cruise Terminal. Oh, ist das Schiff klein. Das Gepäck wurde gleich abgegeben und für uns ging es durch die Kontrolle, nachdem wir uns am Counter mit Pässen angemeldet und unsere Bordkarte erhalten hatten. Upps, wir mussten nicht nur alles „Metall“ abnehmen, sondern auch den Rucksack komplett auspacken. Na ja, so fanden meine bemalten Steine gleich Beachtung.
An Bord führte uns ein Mitarbeiter persönlich zu unserer Kabine ganz vorne im Bug, wir brauchten nicht suchen. Die Kabine gefiel mir sofort, durchaus vergleichbar mit Aida, nur getrennte Betten. Passt. Viel sinnvoller Stauraum und ein Schreibtisch (Reisetagebuch, Tagesplanung).



Rauf aufs Pooldeck und gucken, wen wir noch so kennen. Große Freude, dass auch unsere Bekannten vom Stones-Fan-Museum Lüchow, Uli und Birgit, dabei waren. Gerd traf noch weitere Leute, die ich auch schnell kennenlernte. Bei dem kleinen Schiff laufen sich stets alle über den Weg. Ich war auf dem Schiff meistens alleine unterwegs und es war toll, sich überall dazusetzen zu können. „Komm her, bei uns ist noch ein Platz frei“, oder sie setzen sich zu mir, wenn ich schon ein gemütliches Plätzchen gefunden hatte.

Das Wetter ist gemischt, warm wenn die Sonne kommt und sofort windig und kalt, wenn sie sich hinter Wolken versteckt. Habe mich 3x umgezogen ...

Um 15:00 Uhr legte die MS Hamburg nach der SNÜ ab. Wie schön, die ganze Hamburger Kulisse seeseitig langsam mit Queens-Musik an sich vorbeiziehen zu sehen, Landungsbrücken, Fischauktionshalle, Museumshafen, Strand, Blankenese, Schulauer Fährhaus. An der Schiffsbegrüßungsanlage gab es eine Dusche von oben, aber ich wollte nicht gehen, genug Klamotten zum Umziehen mit. Auch den Sektempfang wollte ich nicht verpassen.

Gut, dass ich wenigstens bei dem plötzlichen Wolkenbruch einen sturmfesten Regenhut auf hatte ...

Inzwischen war mein Koffer in der Kabine. Das Auspacken war schnell erledigt und wir konnten uns schon langsam zum Abendessen umziehen.
Im Restaurant bekamen wir Plätze zugewiesen an einem Achtertisch. Die Speisekarte wies 5 Gänge aus mit jeweils 3 Wahlmöglichkeiten. Die armen Ober trugen gestapelte große Menüteller mit Hauben herbei (8 pro Mann) und servierten. Ich hatte keine Vorspeise bestellt und habe etwas sparsam geguckt, dass bei den Nachbarn jeweils zwei Mettbällchen mit einem Esslöffel Soße drauflagen. Also die Menge, die bei meinen Tellergerichten zu Hause manchmal übrigbleibt. Und dafür musste das Personal 350 schwere Teller schleppen. Dekadent, was anderes fiel mir dazu nicht ein. Dann kamen 350 Salatteller, und nach einer Stunde auch meine vegetarische Hauptspeise. Schmeckte zwar ganz gut, aber ich war froh, dass ich noch einen Pudding bestellt hatte.

etwas diesig

Das Ganze dauerte 2 Stunden und war mir zu langweilig. Zwischendurch wollte ich mal kurz raus und habe mich verlaufen. Nicht weil das Schiff zu groß ist, sondern weil ich nicht gleich erkannt habe, wie man vom Heck zum Bug kommt. Wollte den Sonnenuntergang gucken. Gerd war ärgerlich, dass ich zurückkam, fragen und neu starten musste. Aber er war schließlich schon auf diesem Schiff und kannte sich aus.  In Gedanken überlegte ich, dass ich morgen meine vegetarische Hauptspeisen 3x bestelle . Aber das wäre Gerd und Mona peinlich gewesen und deshalb bin ich an allen anderen Tagen lieber alleine ins Büfett-Restaurant „Palmgarten“ gegangen, da ging es recht locker zu; das war gleich am Pooldeck und ich konnte den Teller mit rausnehmen, wenn es nicht zu windig war.

Im Palmgarten gab es Frühstück, Mittagessen, Kuchen und Abends bin ich dort zu Büfett gegangen, während die anderen "vornehm" gespeist haben.

Endlich war alles überstanden und die abendliche Musikveranstaltung in der Lounge mit Björn Paulsen und Band begann. Ich hatte nachmittags schon nichtsahnend bei ihm am Tisch mit Cocktail gesessen. Gut, dass ich nicht gefragt habe, ob er auch Musik macht! Die Stimmung war richtig gut, alle waren glücklich, dass die Anreise geklappt hatte, Kabinen eingerichtet und nun voller Vorfreude. Wir saßen leider weit hinten in einer dusteren Ecke, habe das meiste nur über die Monitore mitbekommen.



Nach einem kleinen Absacker in der Bar waren wir reif fürs Bett und haben uns sanft in den Schlaf wiegen lassen. Vorne merkt man mehr von den Schiffsbewegungen.

Freitag:
Am ersten Tag auf einem neuen Schiff bin ich immer etwas orientierungslos, welches Treppenhaus, welcher Aufzug, durch welche Kabinenschleichwege kommt man von einem Ende zum anderen?
In der Kabine kommen wir gut klar, Gerd als erster und wenn der raus ist, fange ich an mich für den Tag fertigzumachen So kommen wir uns nicht ins Gehege. Meine Güte, die Frisur ist nicht hinzukriegen mit dem komischen Weichspülershampoo und Kurzzeitföhn!

Ich brauche zum Frühstücken sowieso nur kurz. Meistens waren die beiden schon fast fertig, wenn ich Tüdeltante leicht verschlafen mit meinem Kaffeebecher eintrudelte. Am ersten Tag habe ich sowieso nichts gefunden, musste dreimal zurück ans Büfett, bis ich meine paar Teile und Besteck zusammenhatte.
Vormittags war ein Vortrag „Londons 2000jährige Geschichte“ angesetzt. Meine Güte, so langweilig war nicht einmal unser Geschichtsunterricht in der Schule. Ich hätte dem vortragenden Lektor am liebsten seinen Reiseführer aus der Hand genommen, aus dem er vorlas und wäre ans Mikrofon getreten. Und das meine ich ganz ernst: Ohne jede Vorbereitung hätte ich das besser gemacht, mit mehr Betonung, Begeisterung und Spannung!
Ganz durchgehalten habe ich nicht, leise seitlich raus an die frische Luft. Gleich danach „Geschichte des Rock´n Roll mit NDR-Moderator Uwe Bahn, den viele alte noch kennen (von Lutz Ackermann gefördert!)

Uwe Bahn, hier mit unserem "Museumsdirektor" Uli (rechts)

Was habe ich gelacht! Er hat so viel aus dem Nähkästchen geplaudert, seine ersten Interviews mit berühmten Bands. Später wurde er bekannt als Sportreporter und Stadionsprecher. Es war einfach nur schön und lustig, von ACDC bis Zappa. Welche Drogen wurden eingeworfen um die Nächte durchzuhalten? Er beschrieb die Anfänge von Wacken mit 500 Leuten vorm Zaun auf einer Weide. Morgens gingen die Leute zum Duschen in die nahe gelegene Autowaschanlage zur Tankstelle, für ein paar Groschen durchlaufen, bürsten und shampoonieren. Keine Infrastruktur. Heute das größte Festival mit 500.000 TeilnehmerInnen.!!
Das Mittagessen habe ich ausgelassen, lieber einen leckeren Cocktail am Pooldeck und nette Unterhaltung draußen in der Sonne. Dann mal eine kleine Kabinenauszeit, Schlaf nachholen.

Nachmittags auf dem Weg in die Boutique traf ich Gerd und seine Freundin zufällig in der Weinstube und bin auf ein Bier hängen geblieben Ich gehe den beiden nicht aus dem Weg, hänge mich aber auch nicht ran. Die Reise war ja schon längst gebucht, als sich die Verhältnisse geändert haben. Ich versuche, das Beste für mich daraus zu machen, tolle Reise! Ich will Spaß … Es wird die letzte Reise mit Gerd sein ...
Heute Abend die „Rudolf Rock& und Schockers-Band“ Als ich platzsuchend in den Saal komme, winken mir ein paar Bekannte in der ersten Reihe: „Wir haben noch einen Sofaplatz frei!“ Wie lieb!



Kurz darauf wird’s echt rockig. Gut, dass ich meine Diskostöpsel für die Ohren dabei habe. Die nehmen Höhen und Tiefen nicht weg wie Ohropax, sondern dämmen nur die Lautstärke etwas. Schon nach kurzer Zeit hält mich nichts mehr, ich muss zum Tanzen auf die Bühne mit vielen anderen. Muskelkater am nächsten Tag.
Der Abend ist noch lang, das Einlaufen in London ist nach Mitternacht geplant. Das Schiff fährt die schlängelige Themse herunter Richtung Towerbridge und nach jeder Kurve ein neues Panorama mit voller Beleuchtung. Diese 8Mio-Stadt schläft nicht! So stelle ich mir Dubai vor. WOW! Viele stehen neben mir an der Reling am Bug. Zuerst hatte ich einen guten Platz, aber dann habe ich den Fehler gemacht, einen Fotografen vorzulassen. Als der sich mit seinem Stativ zurück zog, drängten andere nach - und ich musste immer hoch springen aus der dritten Reihe .


unbesschreiblich, die Kulisse ....

01:30 Uhr: Die Brücke geht für uns, wir gleiten majestätisch durch und gleich dahinter legen wir in zweiter Reihe an einem Museumsschiff an. Musik: Bridge over trouled water ...allerdings nicht laut wegen der Nachtruhe ...

Anschließend gibt es auf dem Pooldeck noch einen Begrüßungssekt, wir sind alle etwas aufgekratzt von den überwältigenden Eindrücken und als wir gegen 2:30 Uhr in die Kabine kommen liegt da ein Zettel: Wir stellen heute Nacht die Uhren eine Stunde zurück. Das hilft!
 

Sonnabend: Morgens kommt der Zoll an Bord. Wir werden mit unseren Reisepässen (außereuropäisch gilt der Perso nicht) deckweise aufgerufen zur "Gesichtskontrolle", und nachdem wir alle registriert sind, dürfen wir von Bord – übersetzten mit dem Tenderboot, dauert nur wenige Minuten.


Gleich den ersten Andenkenladen stürme ich, weil ich eine Karte von London versprochen habe, Mist, Kreditkarte erst ab 10 Pfund. Aber mein mitreisender Bär Streuner braucht einen Anstecker, noch ein kleines Geschenk für Gerd und dann reicht es.

Wir haben den tollsten Reiseführer, den man sich denken kann. Gerd kennt sich aus, macht auf Besonderheiten der Hochhäuser aufmerksam, erzählt von dem Großbrand im 17. Jahrhundert, den erhaltenen Gebäuden und das die St. Pauls-Cathedral nur erhalten ist, weil sie im Krieg den deutschen Truppen als Orientierung dienten – um die Altstadt zu zerstören. Aua.


Ich stehe mit einem mal in einer Gasse und denke: Das ist die Winkelgasse von Harry Potter. Und tatsächlich, hier war ein Drehort. Du erinnerst dich an die Kneipe mit Butterbier, den Zauberstabladen, die fiesen Süßigkeiten?


Streets of London ...


Gerd führt uns zum Travalgar Squere und Piccadilly Circus, Verkehrschaos, einer war beim Linksverkehr falsch geraten. Wir laufen ohne Ende durch die Stadt, trinken zwei Bier mitten im Trubel der Stadt mit Liegewiese und Menschen beim Picknick, Junggesellinnenabschied neben uns, voll lustig verkleidet. Wir sehen manchmal acht rote Doppendecker-Linienbusse hintereinander, verschiedene Linien.



Ich mache auf das Savoyhotel auf der anderen Straßenseite aufmerksam. Gerd: "Da gehen wir jetzt rein". Gerd geht selbstsicher freundlich grüßend zügig an den Türstehern vorbei … Mona und ich folgen schüchtern, zögernd. Wow, hier hatte also Diana ihre Dates!


Es wirkt alles gediegen und duftet stark nach frischen Blumen, die hier überall in Vasen, Kübeln oder Girlanden zu sehen sind.



Der Weg zum Buckinghampalace ist weit, Gerd hat vor Wochen einen Termin gebucht und wir müssen nicht warten. Wieder Rötgenkontrolle. Ich hatte vorher nachgeschaut, welche Taschengröße ich mitnehmen durfte, 45x30x20. Passte! Wir bekamen Autoguides umgehängt und konnten uns damit nach eigenem Tempo durch das Schloss bewegen: Goldene Kutsche zum Anfassen,



Thronsaal, Galerie, Ballsaal, Musikzimmer, in dem auch das Taufbecken der königlichen Familie stand, Speisesäle mit großen Spiegeln, die eigentlich Türen waren zu den Privatgemächern. Was für ein Prunk! Durch den Garten ging es wieder raus. Fotografieren war drinnen streng verboten, sonst hätte ich hier mehr von der Pracht gezeigt ...



Nun mussten wir den ganzen Weg zurück in die Stadt latschen. Zwischendurch brauchte ich unbedingt eine Pause, Guinnesspub original. Es wurde langsam kühler. Der weitere Weg schien mir endlos, aber die Carnaby Street wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Was für urige Läden. Früher mal „Schneidergasse“ für ungewöhnliche Bühnenbekleidung.
Danach Chinatown. Über den Gassen überall rote Laternen und Papierschirmchen. Wir haben nach etwas Schlange stehen einen Platz in einem der vielen Restaurants gefunden, ca 200 Plätze! Es wurde sehr schnell und mit Stäbchen serviert, was bei meinen vegetarischen Bratnudeln kein Problem war.


Die Ampeln gab es in verschiedenen Ausführungen


Später gerieten wir auf dem Weg nach Soho in eine Hare Krishna-Parade, die mit Kind, Kegel und Musik alle zum Tanzen in ihren Kreis zogen.

Für Soho war es noch zu früh. Aber wir sahen die Schwulenkneipen, von denen Gerd schon berichtet hatte: Da stehen die Männer in mehreren Reihen dicht an dicht geordnet vor den Kneipen mit einem Drink in der Hand – eher, als wenn sie auf einen Bus warten!



Den Rückweg zum Schiff haben wir nicht mehr geschafft. Gerd hat ein Taxi angehalten. Aber am Anleger mussten wir noch 20 kalte Minuten auf das nächste Fährschiff warten und schauten etwas neidisch auf das muntere Treiben gegenüber auf die MS Hamburg.

Auf der Gangway nach dem Anlegen bekam ich Kreislaufprobleme und habe mich erst einmal seitlich am Gestänge festgehalten. Die anderen waren voraus weg und haben nichts bemerkt. Nach ein paar Minuten ging es wieder und ich konnte an Deck folgen. Wir sind laut Handy 24.000 Schritte durch London gelaufen, ca 12 km!! Da stoße ich an Grenzen mit 70!

Sonntag:  Gerd und Mona haben Programm in London, einen berühmten Markt und die Tate-Galerie. Ich habe noch genug von gestern und richte mich auf dem Pooldeck häuslich ein mit Buch, Reisetagebuch und Cocktail. Ich winke meinen Leuten von der Reling noch einmal zu, als sie am anderen Ufer nach dem Transfer ankommen. Zu viel auf- und ab für mich über die Brücken heute.
Es sind noch viele Gäste an Bord, weil die nächsten Ausflüge auf den Spuren der Beatles erst am frühen Nachmittag losgehen.

Wir hören über Laufsprecher an Bord eine Sondersendung von unserer London-Reise über „Oldie-Antenne“, bei der Uwe Bahn (Spitzname auch „Verspätung“) live moderiert - laut Ansage. "Ähhh, Uwe, wieso sitzt du eigentlich gerade mit einem Bier neben mir??"
Nach dem Mittagessen versuche ich eine Runde zu schlafen, klappt nicht, also lieber bei Kaffee und Kuchen warten, bis die anderen zurück sind.
 
18.15 Uhr. Meine Leute und die anderen sind zurück und machen sich fein für den Captain’s Empfang und das Gala Dinner. Gerd hat sich richtig in Schale geworfen, schwarz mit hellbeigem Jacket. Sieht toll aus. Treffe ihn zufällig.  Dazu habe ich keine Lust. Ich ziehe zwar auch ein Kleid an, weil das Personal so vornehm aussieht, gehe aber zum Büfett einige Etagen höher. Gefüllte Paprika mit Ziegenkäse, Gemüsespieße,  Auberginenauflauf, Reis, leckere Soßen, Salat, Melone, Ananas zum Nachtisch.


Gegen Mitternacht verlassen wir London. Die Ausfahrt ist wieder spektakulär und die Musik darf lauter sein. Ich habe eine Poolposition auf Deck 5 neben der Weinstube. Den Ausgang kennen nicht viele und tummeln sich auf Deck 4 und 6

Ein letzter Blick zurück, wir liegen verkehrt herum und werden rückwärts rausgezogen
 
Gleich geht sie auf ....

Ich treffe Gerd noch auf einen Whisky und gegen drei Uhr gehen wir in die Koje. Oh Schreck, da liegt eine Nachricht, dass wir die Uhr nun wieder vorstellen müssen. Auch das noch, Mist. Aber morgen ist Seetag.

Seetag: Vortrag von Uwe Bahn: „Ship happens“ die Rockgeschichte der Kreuzfahrt. Erfinder, Schiffe, Reedereien, von 1891 bis heute, Uwe erzählt von Udo Lindenberg (Andra Doria) der mal mit zerfledderter Kreuzfahrtliteratur (wie ein abgeliebter Teddy) zu einem Treffen kam und einen Musikkahn mieten wollte. Udo „Alle Steif(f)tiere raus und Rocker rein, Leinen los und geile Mucke“ Uwe konnte die Stimme so klasse imitieren, wir haben uns schlapp gelacht über den Mailverkehr zwischen Udo L., Uwe und dem Reeder, der es dann letztlich möglich gemacht hat. Auch die Anekdoten der ersten Touren waren so witzig, dass mein Makeup total versaut war nachher vom Lachen. Egal, Schleichweg zur Kabine und versucht, noch eine Runde zu schlafen vorm Nachmittagsprogramm. Das Schiff fing an zu schlingern, mein Lippenstift rollte auf dem Schreibtisch hin und her. Ab in die Schublade, da rollte er weiter. Seufz. Dann fiel eine Cremetube um und mein leerer Koffer im Schrank machte sich auf den Weg -hin und her – hin und her. Ein rumliegender Kugelschreiber setze sich rhythmisch in Bewegung. Als ich alles gesichert hatte, war ich munter.
15:30 Uhr und Sonne pur an Deck. Eine Stunde Deutsch-Rock mit Björn Paulsen. Beim letzten Stück gab er seine Westengitarre ab, sang weiter und stieg in den Pool – in voller Montur. Da latsche er rum und ging baden, während seine Band weitermachte. Nun gingen auch andere Leute weg, um sich für den Pool umzuziehen, das erste mal warm genug.


Die "Sweet"
Wow, was für ein tolles Rockprogramm die abends auf die Bühne bringen. Ehrlich gesagt, ich würde mir keine CD von denen kaufen, aber von der Liveshow war ich total begeistert. Andy Scott ist das älteste Originalmitglied seit 1970. Irgendwo in meiner Nähe ruft eine Frau: „Andy, ich will ein Kind von dir“ Beide um die 80, sie in Volllederkluft, er mit schulterlangen weißen Haaren, wie lustig . Ich höre noch, wie sie leiser sagt, „ habe ich ihm vor 60 Jahren schon angeboten beim Konzert!“ Haha. Apropos: Es waren keineswegs nur alte Leute da, die meisten Mittelalter, aber auch jüngere mit Kindern zwischen 11 und 14. Und Enkelkinder von den Oldies waren auch an Bord. Aber klar, die meisten waren Omas und Opas wie wir.
Diesmal habe ich keinen Platz in der ersten Reihe gefunden.

 

Irgendwann gegen Ende sehe ich kaum noch etwas, weil so viele Leute vor der Bühne in Wallung geraten sind. Ich gehe nach ganz hinten in die Bar auf einen Whisky und treffe dort in einer dunklen (für mich ungemütlichen )Ecke Mona und Gerd bei der Bar. Sie gucken über Monitore, was vorne los ist. Oh nein! Aber das Ende kommt unerwartet abrupt, weil der etwas kranke Sänger nicht mehr durchhält.
Wir gehen zusammen aufs Pooldeck, sitzen mit netten Leuten zusammen, trinken noch einen und beschließen auf meinen Vorschlag, unsere Koffer nicht nachts rauszustellen zum Abtransport, sondern morgens selbst mit vom Schiff zu nehmen. Lässt sich alles rollen und wir müssen nicht aufs langwierige Ausladen eine Stunde warten.

Dienstag- Abreisetag
Wie gut die Entscheidung war, zeigt sich morgens: Ich wache von komischen Geräuschen auf und sehe Gerd  sich in der Toilettentür drehen „ wie rum jetzt?“ Oh Schreck, es hat ihn voll erwischt mit „Magen- Darm“! Und das am Abreisetag! Es sind noch zwei Stunden Zeit, bis wir die Kabine verlassen müssen. Er versucht, Koffer zu packen (meiner ist zum Glück seit gestern schon fertig). Alle zwei Minuten Positionswechsel. Ich packe Gerd in mein freies Bett und hole Kamillentee. Mona und ich frühstücken kurz zusammen und beraten. Dann hilft nix, raus aus der Kabine. Mona hat einen Platz in der Weinstube (wenig los) reserviert direkt an der Toilette. Dummerweise außer Betrieb. Auch das noch. In zwei Stunden werden wir anlegen. Sie hat ein pflanzliches Präparat gegen Reisekrankheit dabei. Wir wiederholen das, bis es drin bleibt und Gerd auf einem Sofa im Lokal vor sich hinvegetiert. Wir überlegen, ob wir mit einer Taxe nach Bremen fahren, aber Dank der Medizin erholt Gerd sich langsam und meint: Wir können es wagen mit unserem Niedersachsenticket. Alles gut gegangen. Mona kauft noch schnell bei Rossmann im Bahnhof Bremen Haferflocken als Schonkost und übernimmt die weitere Betreuung, nachdem wir mit einem Taxi wieder zu Hause sind. Bus haben wir uns nicht mehr getraut.
Ich habe meine Koffer gleich vom Taxi ins Auto getragen und bin nach Verden zurück gefahren. Gerd wird sicher gut versorgt .

Die Reise war das großzügigste Geschenk, das ich je bekommen habe. Ganz lieben Dank, Gerd. Ich werde die Erlebnisse nie vergessen, es war eine schöne Zeit mit dir ....


Ein Nachwort zum Klima: Meine Jacke habe ich in der Stadt im 5-Minuten-Takt an und ausgezogen, Sonne = sofort klebrig heiß, bedeckt = eiskalter scharfer Wind. Feucht immer ... nicht so meins ...

Kleine Anmerkung: Ich hatte 10 bemalte Steine - mit der Towerbridge und unserem Schiff drauf. Alle haben sich echt gefreut, die Bands, unser Kabinensevice, Barpersonal, Uli vom Museum, Uwe Bahn und andere Bekannte. Ein „Altrocker“ war sogar zu Tränen gerührt
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